Ganzjährige Milbenkontrolle
Varroa - Ganzjährig unter Kontrolle!
Die Varroamilbe bedroht die Bienenvölker von Januar bis Dezember. Keine Bekämpfungsmaßnahme ist frei von Nebenwirkungen. Vor allem darf wegen möglicher Rückstände im gleichen Jahr vor oder während der Honiggewinnung nicht behandelt werden. Das erfordert vom Imker einen Spagat zwischen rechtzeitiger, der Jahreszeit angepasster Behandlung und möglichst geringer Belastung der Bienen. Das gelingt nur dem, der seine Varroa Milben durch Diagnose und Bekämpfung über das gesamte Jahr unter Kontrolle hat (siehe Jahresplan unten).
(Drohnen)-Brutwabenentnahme
Die Entnahme der ersten Drohnenbrut bietet einen frühen Einblick in das Varroa Milbengeschehen jedes einzelnen Volkes. Ausgeschnittene Drohnenwaben lassen sich durchbrechen und stichprobenartig untersuchen. Zur genaueren Bestimmung des Varroabefalls müsste man allerdings größere Areale der Wabe öffnen und inspizieren. Das ist sehr arbeitsaufwendig. Besser funktioniert eine grobe Kontrolle mit der sogenannten "Schälwabe". Dabei wird die tief entdeckelte, dreiwöchige Drohnenbrut ausgeklopft. Die Varroa Milben kommen sehr rasch zwischen den Puppen hervor. Kann man sie mit einem Blick erfassen, ist alles im grünen Bereich. Muss man aber anfangen zu zählen, sind es schon zu viele. Bei solchen Völkern oder Ständen ist ein besonderes Augenmerk auf die weitere Varroaentwicklung zu legen. Bei der Jungvolkbildung mit Brutwaben werden mit diesen ebenfalls eine Menge Varroa Milben entnommen. Diese kann man im Ableger nach 24 Tagen, wenn alle Brut geschlüpft ist, gut mit dem Tierarzneimittel "Oxuvar 5,7 %" oder alternativ mit 15%iger Milchsäurelösung ad us. vet. mit einer Sprühbehandlung bekämpfen. Dabei kann man über den jeweiligen Varroa Milbenabfall auch auf die Varroa Milbenbelastung der einzelnen Altvölker schließen. Man muss nur festhalten, aus welchem Altvolk die Brutwaben für welchen Ableger entnommen wurden.
Brut- und Fluglochkontrolle
In der aufsteigenden Entwicklung der Völker können sich auch viele Varroa Milben in einem riesigen Brutnest verstecken, ohne dass der Imker etwas davon mitbekommt. Nach der Sommersonnenwende entwickelt sich das Brutnest bei weiter zunehmender Varroa Milbenzahl zurück. Wo vorher vielleicht jede hundertste Brutzelle befallen war, ist es rasch jede fünfzigste, und bald nehmen auch die mehrfach befallenen Brutzellen zu. Das überlebt keine Biene unbeschadet. Deshalb ist der Juli der wichtigste Monat im Kampf gegen die Varroamilbe. Doch darf dieser Kampf nicht im "Blindflug", sondern muss nach Feststellung der Schadensschwelle erfolgen. Dass der Imker das ganze Jahr über die Brutnester seiner Völker im Blick haben muss, gehörte schon immer zur guten fachlichen Praxis. Dem aufmerksamen Imker fallen dabei die kleinsten Veränderungen der Brut auf. Dabei ist es unter anderem die Sackbrut, die auf ein Varroaproblem hindeutet. Bei fortgeschrittenem Befall begegnen einem auf den Brutwaben Bienen mit deformierten oder vollständig fehlenden Flügeln, häufig mit verkürztem Hinterleib. Schließlich krabbeln die Bienen zu Hunderten auf dem Boden vor dem Bienenstand. Beide Krankheiten werden durch Viren hervorgerufen, die von Varroamilben übertragen werden. Beobachtet man die oben genannten ersten Symptome, erübrigt sich im Grunde jede weitere Varroakontrolle, denn es ist völlig klar: Hier muss die Varroamilbe so rasch wie möglich und mit einem schnell wirksamen Mittel bekämpft werden. Sind Bienen mit verstümmelten Flügeln oder verkürztem Hinterleib festzustellen, ist sogar eine vorherige Brutentnahme notwendig. Bei konsequenter Befolgung des Varroakonzeptes (auch durch die Nachbarimker!) sollte dies jedoch die Ausnahme bleiben.
Varroa Milbenfall oder Varroa Milbenbefall
Zur Kontrolle des Varroa Milbenbefalls stehen zwei einfache, schnelle und sichere Methoden zur Verfügung: die Gemüll- und die Bienendiagnose. Mit ersterer wird der Varroa Milbenfall auf der Windelunterlage und mit der anderen der Varroa Milbenbefall auf den Bienen kontrolliert. Da die Varroa Milben auf trockenen Gemülleinlagen davonlaufen oder von Ameisen weggetragen werden, haben sich Ölwindeln bewährt, die in jeder beliebigen Bodenschublade verwendet werden können. Die Diagnoseunterlage wird für 2 – 3 Tage eingelegt. Das Auszählen ist ein Kinderspiel, da in der Regel nicht mehr als 10 oder 15 Varroa Milben abfallen. Dies ist eine gute Methode zur Untersuchung auch größerer Völkerbestände während der Brutperiode. Bei der Untersuchung des Varroa Milbenbefalls der Bienen hat sich die Puderzuckerdiagnose bewährt. Sie wurde aus der Auswaschmethode entwickelt, die sich in der Praxis nicht durchgesetzt hat, da hierbei Bienen abgetötet werden müssen. Wie auf dem Arbeitsblatt beschrieben, liegt das Ergebnis der Puderzuckerprüfung nach wenigen Minuten vor. Die Methode ist sehr gut geeignet für Stichproben, für auffällige Völker (z. B. Varroa Milben oder Virensymptome gesehen) oder zur Nachkontrolle nach erhöhtem Gemüllergebnis. Sie eignet sich am besten ab Juli, wenn das Brutnest kleiner wird und die Varroa Milben vermehrt auch auf den Bienen sitzen. Die Kontrolle des natürlichen Varroa Milbenabfalls sowie die Wirkung einer Varroa-Behandlung erfolgt mittels des Diagnoseschiebers unterhalb des Gitterbodens. Bei erhöhtem Varroamilbenbefall zeigen sich typische Schäden, wie eine vernachlässigte Brutaufzucht und Bienen mit verstümmelten Flügeln, was durch eine zusätzliche Vireninfektion verursacht wird.
Ganzjährige Varroabekämpfungsmaßnahmen
Eine ganzjährige Varroadiagnose und -bekämpfung muss eng mit der Betriebsweise verknüpft sein, wenn man sie mit geringstmöglichem Aufwand realisieren will. So fällt die Drohnenbrutentnahme mit den regelmäßigen Schwarmkontrollen im Frühjahr zusammen. Die Jungvölkerbildung gehört ohnehin zu einer nachhaltigen Imkerei, und die Varroabekämpfung fällt mit der obligatorischen Brutkontrolle der jungen Königin zusammen. Erst ab Juli können neben den routinemäßigen Arbeiten (Honigernte, Pflegemaßnahmen) zusätzliche Termine erforderlich werden. Als Diagnosemöglichkeiten bieten sich die zwei- bis dreitägige Gemüllkontrolle mit einer Ölwindel oder die Puderzuckerdiagnose an. Zur Einschätzung des Varroa Milbenbefalls lassen sich die Völker in drei Gruppen unterteilen:
Gruppe 1
Weniger als 5 Varroamilben (VM) pro Tag in der Gemülleinlage oder weniger als 5 Varroa Milben insgesamt bei der Puderzuckerprobe.
Gruppe 2
5 – 10 Varroa Milben je Tag auf der Gemülleinlage oder 5 – 10 Varroa Milben bei der Puderzuckerprobe.
Gruppe 3
Mehr als 10 Varroa Milben je Tag auf der Gemülleinlage oder mehr als 10 Varroa Milben bei der Puderzuckerprobe.
Gruppe 1
benötigt unmittelbar keine Behandlung und steht noch zu weiterer Trachtnutzung zur Verfügung. Danach erfolgt obligatorisch eine Behandlung mit Ameisensäure.
Gruppe 2 und 3
erhalten alsbald eine Behandlung mit Ameisensäure, zum Beispiel mit dem Nassenheider Verdunster.
Gruppe 3
mit einem erhöhten Varroa Milbenbefall wird gleich nach der ersten Behandlung ein zweites Mal behandelt. Das hat sich als wirksamer erwiesen als nur eine Behandlung. Die Erfolgskontrolle besteht in der Beobachtung der ausreichenden Verdunstung der Ameisensäure (siehe Gebrauchsanweisung des verwendeten Verdunsters). Für alle Gruppen folgt nun die Wintereinfütterung. Ameisensäure hat eine gewisse Wirkung in die Brut. Deshalb darf eine weitere Varroakontrolle frühestens zwei Wochen nach Beendigung der letzten Behandlung mit Ameisensäure erfolgen. Bringt die zweite Gemüllkontrolle weniger als eine Varroa Milbe pro Tag oder die Puderzuckerdiagnose weniger als eine Varroa Milbe je Probe, ist vorerst keine weitere Behandlung erforderlich. Bei mehr Varroa Milben muss sie alsbald erfolgen. Besonders in Gebieten mit hoher Bienendichte und Reinvasionsgefahr zeigen weitere Kontrollen im September, ob noch einmal nachbehandelt werden muss.
Übersicht der in Deutschland zugelassenen Varroa-Behandlungsmittel
Präparat | Hersteller | Wirkstoff | Jahreszeit | Brut | Anwendungsform | Anwenderschutz | Behandlungsdauer | Status | Bestandsbuch Eintrag |
Organische Säuren | |||||||||
Ameisensäure ad us. vet.* | Serumwerke Bernburg | Ameisensäure 60% | Spätsommer | + | Verdunsten | Stufe 3 | KZB/LZB | Frei | Nein |
Ameisensäure ad us. vet.* | Serumwerke Bernburg | Ameisensäure 85% | Spätsommer | + | Verdunsten | Stufe 3 | KZB/LZB | Rp. | Ja |
MAQS | NOD Europe Ltd | Ameisensäure 68,2g | Spätsommer | + | Verdunsten | Stufe 2 | LZB | Frei | Nein |
Milchsäure ad us. vet.* | Serumwerke Bernburg | Milchsäure 15% | Sommer/Winter | - | Sprühen | Stufe 2 | KZB | Frei | Nein |
Oxalsäuredihydrat-Lösung 3,5% ad us. vet.* | Serumwerke Bernburg | Oxalsäure | Winter | - | Nur Träufeln | Stufe 3 | KZB | Ap. | Ja |
OXUVAR | Andermatt Biocontrol | Oxalsäure | Winter | Nur Träufeln | Stufe 3 | KZB | Ap. | Ja | |
OXUVAR 5,7% | Andermatt Biocontrol | Oxalsäure | Winter/Sommer | - | Träufeln/Sprühen | Stufe 3 | KZB | Ap. | Ja |
Ätherische Öle | |||||||||
Apiguard | Vita Europe | Thymol | Spätsommer | + | Einstellen | Stufe 2 | LZB | Frei | Nein |
ApiLife VAR | Chemicals Life | Thymol, Menthol, Kampfer, Eukalyptusöl | Spätsommer | + | Einlegen | Stufe 2 | LZB | Ap. | Ja |
Thymovar | Andermatt Biocontrol | Thymol | Spätsommer | + | Einlegen | Stufe 2 | LZB | Frei | Nein |
Synthetische Wirkstoffe | |||||||||
Perizin** | Bayer Vital | Coumaphos | Winter | - | Träufeln | Stufe 1 | KZB | Ap. | Ja |
Bayvarol | Bayer Vital | Flumethrin | Spätsommer | + | Einhängen | Stufe 1 | LZB | Ap. | Ja |
Apitraz | Laboratorios Calier, S.A. | Amitraz | außerhalb der Tracht | + | Einhängen | Stufe 1 | LZB | Ap. | Ja |
Behandlungsdauer
KZB: Kurzzeitbehandlung
LZB: Langzeitbehandlung
Status
Frei = Frei verkäuflich
Ap. = Apothekenenpflicht und Eintrag ins Bestandsbuch
Rp. = Rezeptpflicht (Tierarzt!), Apothekenpflicht und Eintrag ins Bestandsbuch
* = ad us. vet. bedeutet: "ad usum veterinarium", also: "für tierärztlichen Gebrauch", was so viel bedeutet wie "Als Tierarzneimittel zugelassen"
** = nicht mehr am Markt – Restbestände können aufgebraucht werden
Anwenderschutz
Stufe 1: Schutzhandschuhe, Hautkontakt vermeiden.
Stufe 2: (Zusätzlich zu Stufe 1) Einatmen vermeiden, bei Bedarf Schutzmaske verwenden.
Stufe 3: (zusätzlich zu Stufe 2) Schutzbrille, säurefeste Handschuhe und Schürze (Wasser für den Notfall bereitstellen).